Altes Dudweiler Gruppenfoto – ungeklärt

Dudweiler Relikte Folge 21 - Januar 2019  -  von Helmut Sauer

 

 

Zur Sammlung der Dudweiler Geschichtswerkstatt gelangte vor einiger Zeit über Herrn Jan Selmer ein Foto, das bisher Rätsel aufgibt.

 

Vgl. die Homepage: www.zeitensprung.de:

 

„ZeitenSprung – Bilder aus der Vergangenheit – Historische Fotografien

 

Diverse Gruppenaufnahmen (ab 3 Personen)“

 

 

Dortige Bildunterschrift:

 

„Neun Herren im Anzug, zum Teil mit Schiebermütze und Uhrenkette vor dem Eingang des Geländes der FZ[..] Ortsgruppe, mit einem relativ aufwendigen Jugendstil-Schildhalter oben auf dem Tor.“

 

Die Aufnahme stammt, wie die Kleidung der Personen verrät, aus den 1920er (vielleicht auch noch aus Anfang 1930er) Jahren. Die abgelichtete Gruppe von zehn Männern steht bzw. hockt vor dem Tor eines mit Maschendraht umzäunten Geländes. Das einfache Tor fällt durch ein aufwendig gestaltetes, schmückendes Ornament auf, das durch Jugendstilelemente hervorsticht. In das Ornament ist ein rechteckiges Schild mit der Aufschrift „ORTSGR. DUDWEILER“ eingelassen; darüber ist die Hälfte eines in den Aufbau eingelassenen Rundschildes zu erkennen. Leider hat der Fotograf nicht darauf geachtet, dass das Blatt eines Baumes vor der Fotolinse das Schild und seine Inschrift teilweise verdeckt. Erkennbar sind lediglich die beiden Buchstaben „F. Z“.

 

Ein Verein oder besser eine überörtliche Vereinigung, wie sie die Verwendung des Begriffes „Ortsgruppe“ verdeutlicht, konnte an Hand der Abkürzung in Form der beiden Buchstaben bisher nicht gefunden werden. Der Buchstabe „F.“ könnte vielleicht für „Fisch“ oder „Forellen“ stehen, während sich hinter dem „Z“ das Wort „Zucht“ verbergen könnte. Das bleibt aber ohne weitere Anhaltspunkte spekulativ.

 

Auch im Wege der Durchsicht der chronologischen Aufstellung der Dudweiler Vereine im Artikel von Gottfried Schabert „Dudweiler Vereine in der Zeit von 1840 – 1930“ in den Historischen Beiträgen aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 4, 1996, S. 24, 28. ff., blieb eine Klärung erfolglos. Die abgebildeten Herren vor dem Zaun und neben der rechter Hand im Bild gerade noch sichtbaren Außenbestuhlung haben sich augenscheinlich „in Schale geworfen“, was einen Anlass zu einem festlichen Ereignis vermuten lässt. Auffallend ist die hinter dem Zaun auf dem Boden sichtbare erhabene Struktur, die eine Beeteinfassung sein dürfte, und die dahinter erkennbare Mauer. Links davon geht der Blick in offenes Gelände, während im rechten Hintergrund eine Holzzaun- bzw. Gebäudestruktur zu sein scheint.

 

 

Suchmeldung:

 

Kennt jemand das Foto ?

 

Kann uns jemand über den Verein oder die “Vereinigung” etwas mitteilen ?

 

Kennt jemand der Ort, an dem das Foto aufgenommen worden ist ?

 

Erkennt jemand einen der Männer auf dem Foto ?

 

Hierzu sachkundige Kommentare oder ergänzende Informationen zu erhalten, ist ausdrücklich erwünscht – entweder über Dudweiler Blog oder zur E-Mail-Adresse: dudweiler977@dudweiler-geschichtswerkstatt.de

 



Historische Wegweiser zum Brennenden Berg

Dudweiler Relikte Folge 22 - Januar 2019  -  von Helmut Sauer

Das Areal des Brennenden Berges an der nordöstlichen Grenze im Staatsforst zwischen Dudweiler und Sulzbach ist seit etwa 15 Jahren für Wanderer und Waldspaziergänger gut erschlossen. Neben dem auf Ludwig Harig zurückgehenden Philosophenweg und der „Dudweiler Schleife“ des Karl-May-Weges (vgl.: www.saarbruecken.de/tourismus/radfahren_und_wandern/wandern/themenwege/karl_may_weg sowie www.karl-may-stammtisch.de) finden sich dort vier markierte Rundwege, die „Erlebnispfade Industriekultur“, „Wasser“ und „Wald“ sowie „Der große Rundweg“, mit Streckenlängen von 2,6 bis 8,8 km. Drei der Zugänge zu diesen Wegen eröffnen einen besonders markierten „Barrierefreien Wanderweg“. Nähere Infos hierzu unter http://www.brennenderberg.de.

 

Seit den Zeiten von Goethe, der – 1770 noch Student in Straßburg und auch noch nicht so prominent – den Brennenden Berg ebenso besichtigt hat wie um die Mitte des 19. Jahrhunderts der damalige preußische Kronprinz, werden der Berg und seine Attraktion in Form der rauchenden Klüfte in der Schlucht oberhalb des alten Steinbruchs ständig besucht und war der Weg dorthin von Dudweiler aus auch schon früh entsprechend ausgeschildert. Zwei der alten, wahrscheinlich aus den 1920er Jahren stammenden Hinweisschilder in Form von einfachen blechernen Pfeilen mit der Aufschrift „Brennender Berg“ haben sich neben den neueren Wegemarkierungen bis heute erhalten

 

Auch wenn heutzutage den Klüften in der Bergschlucht nur noch verschwindend wenig warmer Wasserdunst, gerade noch sichtbar unter ganz bestimmten Klimabedingungen, entweicht, ist der mit Infotafeln gut erschlossene Bergbereich – nach wie vor – ein lohnendes Ziel für Spaziergänge und Wanderungen.

 

 

Hier ein Foto von 2013 - alle Fotos von H. Sauer

Aus der einschlägigen Literatur

Ruth, Karl Heinz, Die Alaungewinnung am Brennenden Berg, Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 5, 1998, S. 7 ff.

 

Zimmer, Werner, Von der Teufelsbrücke zum Brennenden Berg, Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 9, 2006, S. 40 ff.

 



Die Schallplattensammlung Enno Spielhagen

Dudweiler Relikte Folge 23 - Januar 2019  -  von Helmut Sauer

Ein Dudweiler „Relikt“ in der Saarbrücker City „wiederbelebt“ – Die Schallplattensammlung Enno Spielhagen

 

 

Kaum bemerkt von der Dudweiler Öffentlichkeit wechselte die Schallplattensammlung von Enno Spielhagen aus dem Dudweiler Bürgerhaus nach Saarbrücken. Dort hat sie die Stadtbibliothek Saarbrücken (Rathauskaree in St. Johann) in ihren Bestand übernommen und erstmals nach langen Jahren des Dahindämmerns wieder für die Nutzung durch Bürger und Interessierte zugänglich gemacht – und das auch mit der Möglichkeit, Musiktitel per USB herunterzuladen.

 

Damit ist eine langjährige Hängepartie zu Ende gegangen. Nachdem die frühere Stadtbibliothek in Dudweiler, die die Plattensammlung bis jedenfalls zum Ende der 1990er Jahre mit den damaligen, noch rein analogen Wiedergabemöglichkeiten der öffentlichen Nutzung zugeführt hatte, verschwand die Plattensammlung irgendwann im Kellerdepot der nach der Gebiets- und Verwaltungsreform von 1974 nur noch als Stadtteilbibliothek fortgeführten Dudweiler „Bücherei“ (vgl. dazu: Jörg Sämann, Vom Bücherschrank zum Bürgerhaus – Stadtbibliothek Dudweiler im Wandel des Jahrhunderts, Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 4, 1996, 89 ff., 94). Dort war die Sammlung später allenfalls noch eingeschränkt zu nutzen und in gewisser Weise zu einem Dudweiler Relikt aus Zeiten kommunaler Noch-Teil-Selbständigkeit als Stadtbezirks mit hauptamtlichem Bezirksbürgermeister und eigener Bezirksverwaltung geworden.

 

Auf Initiative des damaligen Bezirksratsmitglieds Gerd Kiefer wurde die Sammlung, die nach dem Schenkungsvertrag mit der Witwe von Enno Spielhagen aus dem Jahr 1983 in Dudweiler bleiben sollte, mit 2013 einstimmig gefasstem Beschluss des Dudweiler Bezirksrates in die Obhut der Stadtbibliothek Saarbrücken gegeben (Vgl. den Artikel von Peter Wagner, „Wer hebt Ennos Platten-Schatz?“ in der Saarbrücker Zeitung vom 10.10.2013 – www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarland/wer-hebt-ennos-platten-schatz_aid-82340). 2018 ist sie dort angekommen und wieder zugänglich gemacht worden.

 

Hierzu ist der Pressemitteilung des Saarländischen Rundfunks zur Sendung „Wir im Saarland – Saar nur!“ vom 19.12.2018 zu einem am Freitag, 21. Dezember, um 18.15 Uhr, im SR Fernsehen ausgestrahlten Sendebeitrag zu entnehmen:

 

„Super Singles: Enno Spielhagens Plattensammlung in der Saarbrücker Stadtbibliothek”

 

Enno Spielhagen war ein bekannter Radiomoderator und Discjockey in Luxemburg und Saarbrücken. Im Auftrag des Saarländischen Rundfunks baute er zu Beginn der 1960er Jahre die Europawelle Saar auf. Als Spielhagen 1974 verstarb, hinterließ er eine umfangreiche Plattensammlung. Die befindet sich inzwischen im Archiv der Stadtbibliothek Saarbrücken. Mehr als 4000 Singles sind für die Öffentlichkeit zugänglich und können per USB-Stick überspielt werden. “Wir im Saarland – Saar nur!” hat sich diese musikalische Schatzkiste angeschaut und dabei auch die Tochter von Enno Spielhagen getroffen.“ Bedauerlicherweise ist der Beitrag selbst offenbar nicht in die Mediathek des SR eingestellt worden.

 

Die Stadtbibliothek Saarbrücken informiert unter dem Link: http://stadtbibliothek.saarbruecken.de/bibliothek/schallplattensammlung_in_der_bibliothek

 

über den Inhalt des Archivs und die Nutzungsmöglichkeiten u. A. wie folgt:

 

„Enno-Spielhagen-Archiv”.

 

Die Stadtbibliothek hat 2018 das Enno-Spielhagen-Archiv mit über 28.000 Schallplatten übernommen.

 

Das Herzstück bilden 4.147 Singles aus der deutschen und internationalen Unterhaltungsmusik von 1954 bis 1965 – zum größten Teil so genannte unverkäufliche Demos, die von Spielhagen vermutlich nach seinem Vornamen Enno als „E-Platten“ gekennzeichnet sind.

 

“Besucher der Stadtbibliothek können die E-Platten über das Bestellformular zum Anhören vor Ort reservieren und selbst auf einen eigenen USB-Stick übertragen. Maximal können 5 Artikel auf einmal bestellt werden. In der Regel erhalten Sie spätestens am nächsten Öffnungstag eine Bestätigung per E-Mail. Ab dann können Sie die bestellten E-Platten an der Infotheke im Erdgeschoss innerhalb von fünf Öffnungstagen in Empfang nehmen und in der Internet-Lounge mit dem bereitgestellten Plattenspieler anhören.“

 

Enno Spielhagen, auch bekannt unter dem in seinen Zeiten bei Radio Luxemburg erworbenen Moderatorennamen „Franz“, ist dem Autor dieser Zeilen insbesondere von seiner Rundfunksendung „Schallplatten kritisch betrachtet“ her bekannt.

 

Unter diesem Sendeformat setzte er sich mit der Musik und den Songtexten in den 1960er Jahren auseinander und hielt dabei mitunter auch nicht mit seiner Kritik zurück. Es war im Jahr 1966, als der damalige Dudweiler Pfarrer Jürgen Eggebrecht den in Dudweiler am Gehlenberg wohnenden „Franz“ in die Evangelische Jugendgruppe in das Oberlinhaus eingeladen hatte, um dort eine aktuelle Schallplattenauswahl zu präsentieren und kritisch zu betrachten. Dem dort selbst anwesenden Autor dieses Textes ist dabei in besonderer Erinnerung, wie sich Enno Spielhagen mit der gerade erschienenen und in den USA meistverkauften Single „The Ballad of the Green Berets“, gesungen von dem Vietnamveteran Sergeant Berry Sadler, und der in etwa zeitgleich unter dem Titel „Hundert Mann und ein Befehl“ von Freddy Quinn interpretierten deutschen Version des Liedes auseinandergesetzt hat.

 

Der deutsche Text ist aus der Sicht des Soldaten geschrieben und stellt den Sinn des Kriegs in Frage, während der englische Text eine Hymne auf die US-Spezialeinheit darstellt. Vor dem Hintergrund des Vietnam-Krieges und des sog. Kalten Krieges mit atomarer Bedrohung war die Thematik des Songs unter den damaligen Jugendlichen, vor allen auch bei denjenigen, denen der Pflichtwehrdienst bevorgestanden hat, höchst aktuell. Hierzu mit einem 1918 geborenen und im 2. Weltkrieg als Offizier mehrmals verwundeten Erwachsenen, der sich offenbar mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt hat, was damals eher eine Seltenheit war, kritisch diskutieren zu können, war für uns Jugendliche mit prägend, zumal er auch bei dieser Gelegenheit als „Discjockey“ mit seiner klaren Sprache und unverkrampften Art punkten konnte.

 

Letztere wird auch an dem angefügten Interview mit dem Dudweiler Bürger Enno Spielhagen, das im April 1964 in der Schülerzeitung „forum“ des Staatlichen Aufbaugymnasiums Ottweiler veröffentlicht worden ist (Kopie in der Sammlung des Autors), deutlich.

 

 

Hier erläutert er seine Beweggründe seines Wechsels als “Plauderant” in das Saarland zum SR (Abschrift in alter Rechtschreibung):

 

“Bei unserem Besuch beim SR hatten wir die einmalige Gelegenheit, den weit u. breit bekannten “Discjockey” Franz zu interviewen. Mit der Programmänderung beim SR ging er von Radio Luxemburg nach Saarbrücken über, von wo er jetzt täglich seine Zuhörer unterhält. Die Gründe, weshalb er zum SR überwechselte, und einiges über sein Leben als “Plauderant” erzählte er uns in folgendem Interview.

 

forum: “Der Saarländische Rundfunk hat mit der Programmneugestaltung eine Reihe neuer Sprecher aufgenommen. Allerdings sind dies Sprecher, die sich bei anderen Rundfunkanstalten schon einen Namen gemacht haben, wie beispielsweise Sie selbst, Hanns Verres oder Elisabeth. Glauben Sie, daß der SR recht daran getan hat, den anderen Sendern diese Sprecher “wegzuschnappen”, anstatt selbst neue Leute aufzubauen und sie zu “Begriffen” werden zu lassen ?

 

Franz: “Der SR war gezwungen, sich von anderen Sendern Sprecher zu beschaffen, da er ja ein ganz neues Programm aufbaute. Für dieses Programm konnte er nicht die bisherigen Sprecher gebrauchen, die als sachliche Ansager oder Nachrichtensprecher fungierten. Es ist beinahe unmöglich, aus einem solchen Ansager einen munteren Plattenplauderer zu machen, wie es das neue Programm erfordert. Es gibt einige wenige Ausnahmen – Leute, die tatsächlich vielseitig begabt sind , wie z.B. Klaus Greindl, der aus der alten Hausmannschaft des SR stammt, der aber die Ader für einen Disc-Jockey oder, wie man hier zu sagen beliebt, Plauderanten hat. Die Entscheidung, dass das Programm umgestaltet werden sollte, kam für den SR viel zu schnell, als dass er sich selbst hätte Sprecher “aufbauen” können. Radio Luxemburg hatte schon von Anfang an ein solches Programm und hatte es so wesentlich leichter als der SR. Dabei geht der Sender aber auch das Risiko ein, wie z.B. Radio Luxemburg es mit Elisabeth eingegangen war. Man holte sich eine Sekretärin aus dem Büro und setzte sie vor das Mikrofon – und siehe da – mit Erfolg. Solche Wagnisse könnte sich eine deutsche Rundfunkanstalt gar nicht erlauben. Radio Luxemburg dagegen kann sich das leisten; es muß keine Rücksicht nehmen, ob die Sendung gefällt oder nicht, denn es ist finanziell nicht von seinen Hörern abhängig. Die große Masse, bei der die Reklame ja ankommen soll, kümmert sich nur um die Musik, die pausenlos gesendet wird.

 

forum: Warum sind Sie nach Saarbrücken übergewechselt?

 

Franz: Es waren ziemlich nüchterne Erwägungen, die mich diesen Entschluss fassen ließen. Ich muss in meinem Alter -ich bin jetzt fast 46- langsam wissen, wo ich hingehöre. Ich hatte den Herren in Luxemburg gesagt, sie müssten jetzt in irgendeiner Form zu einer Entscheidung kommen, entweder mir erheblich mehr Geld geben, damit ich mir Rücklagen für mein Alter machen kann, oder aber mir einen festen Vertrag geben, den ich bislang nicht hatte. Leider konnten sich die Herren zu keinem Entschluss durchringen, so dass ich mich gezwungen sah, mich um eine andere Stelle umzusehen. Die Gelegenheit bot sich gerade hier in Saarbrücken, als der Beschluss des SR bekannt wurde, das Programm umzugestalten. Ich habe mich gemeldet und wurde als freier Mitarbeiter auch angestellt.

 

Forum: Würden Sie uns nun bitte etwas aus Ihrem Leben erzählen, u.a. wie Sie zu Ihrem Beruf kamen.

 

Franz: Ich habe eine Oberschule besucht und auch das Abitur gemacht. Danach wurde ich zum Arbeitsdienst einberufen und konnte dann die Uniform gleich anbehalten, als der Krieg kam. Nach sieben Jahren -sechs Jahre im Feld und ein Jahr in der Gefangenschaft- stand ich ohne jegliche Berufsausbildung da. Ich versuchte es als Kriminalpolizist und als Verkäufer, bis ich eines Tages las, dass der NDR Rundfunksprecher suchte. Da ich schon als kleiner Junge beim Rundfunk in Hörspielen mitgewirkt hatte, meldete ich mich voller Zuversicht und wurde auch angenommen. Ich absolvierte in dieser Zeit eine Sprechschule und legte meine Prüfung ab, später dann sogar eine Prüfung als Sprechlehrer. Dann wechselte ich nach Frankfurt als Nachrichtensprecher über. In Frankfurt blieb ich dann, bis ich nach Luxemburg als Disc-Jockey ging. Man engagierte mich in Luxemburg zweimal für zwei Monate, schließlich blieb ich ganz dort. Nun bin ich hier in Saarbrücken beim SR, und ich hoffe, dass die Hörer nach wie vor mit mir zufrieden sind.

 

Forum: Wir danken Ihnen und wünschen Ihnen nach diesem guten Start beim SR weiterhin viel Erfolg.”

 

Ein informativer Lebenslauf von Enno Spielhagen findet sich im Wikipedia-Eintrag zu seinem Namen. Dort kann man auch seine Stimme in Form der Aufzeichnung eines Interviews mit ihm hören, sind einige Fotos zu sehen und weitere Links zu seiner Person verzeichnet.

 

Als Dudweilerer mag man bedauern, dass die dem Stadtbezirk eigentlich zum ausschließlichen Verbleib im Ort zugedachte Sammlung nun keinen Platz in Dudweiler mehr hat; dennoch ist es positiv zu sehen, dass die Sammlung nunmehr wieder öffentlich zugänglich ist. Gerade das ist eine der weiteren Bedingungen des o. a. Schenkungsvertrages, der zudem bestimmt, dass die Sammlung in ihrem Bestand erhalten werden muss.

 

Beitragsfoto Singles 1960er: H. Sauer

 



Klappladen- (Fensterladen)halter bzw. Feststeller für Klappläden

Dudweiler Relikte Folge 24 - Januar 2019 - von Helmut Sauer

Früher waren diese kleinen geschmückten Funktionselemente allgegenwärtig, sind aber seit Verbreitung der Rollläden nur noch selten zu sehen. Allerdings werden sie auch heutzutage noch hergestellt und nostalgisch zur Zierde von Häusern verwendet, so auch an unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden, wie das u. a. Foto vom Direktorengebäude des Schlachthofes in Dudweiler zeigt. Oftmals war der Handknopf zum Betätigen des Feststellers in der Form eines kleinen menschlichen Kopfes gestaltet.

 

Hier ein „alter“ Frauenkopf mit Hut und ein „neuer“ behelmter Männerkopf am renovierten früheren Schlachthof-Direktorenwohnhaus aus Dudweiler (alle Fotos H. Sauer):

 



Sandsteinkreuz in Stützmauer wirft Fragen auf

Dudweiler Relikte Folge 25 - Januar 2019  -  von Helmut Sauer

Ein am oberen Ende des Fußwegs zwischen der Klosterstraße unten im Winterbachtal und dem kleinen Platz am Ende der Kirchenstraße, der westlich  entlang des Geländes der Evangelischen Kirchengemeinde Dudweiler/Herrensohr mit dem Oberlinhaus verläuft, in der dortigen Stützmauer eingefügtes Kreuz fällt auf. Die aus Sandstein erbaute Mauer ertüchtigt die oberhalb mit Zufahrt von der Kirchenstraße her befindliche Parkfläche, die zu dem nördlich davon im Hang liegenden mehrstöckigen Wohngebäude gehört. Vor Bau dieses Hauses war der heutige Parkplatz der Vorplatz des früheren Katholischen Vereinshauses (in Dudweiler auch kurz “KV” genannt) mit Zugang zur dahinter befindlichen Gastwirtschaft mit einem kleinen Saal als Nebenraum. Dieser Nebenraum befand sich bereits in dem nördlich an die eingeschossigen Gastwirtschaftsräume angrenzenden Bau mit dem großen Saal des KV und den dazugehörenden Funktions- und Gruppenräumen unter dem Saal. Zugang und Zufahrt zu dem Saalgebäude erfolgte von der Kirchenstraße her über die auch heute noch bestehende Zufahrt zu dem an der Stelle des KV erbauten Wohngebäudes. Bei Errichtung des KV wurde die diese Zufahrt süd-östlich begrenzende und zugleich den Hang mit dem darüber befindlichen Vorplatz stützende Mauer in zumeist roten Sandsteinblöcken ausgeführt und im Scheitel der gebogen angelegten Mauer ein ebenfalls durch Sandsteinblöcke gebildetes Kreuz eingefügt. Im Artikel zwei Fotos des Autors aus 2018.

 

 

Leider liegen weder nähere Informationen über das Kreuz vor, noch waren sie bei den bisherigen Nachforschungen in Erfahrung zu bringen. Nach der – allerdings – äußerst vagen Erinnerung des Autors fand vor dem Kreuz eine religiöse Zeremonie durch den damaligen katholischen Pastor Schuhmacher statt – vielleicht die Grundsteinlegung für das KV ? Es wäre interessant, Näheres hierüber zu erfahren. Ein Zusammenhang mit dem unmittelbar westlich davon gelegenen aufgegebenen früheren Gemeindefriedhof auf dem heutigen evangelischen Kirchengelände, das nach wie vor von der alten Friedhofsmauer begrenzt wird, scheidet aus. Die hier angesprochene Sandsteinmauer ist eindeutig jüngeren Datums.

 

Vielleicht findet sich jemand, der mehr über dieses Dudweiler Relikt sagen kann.

Hierzu sachkundige Kommentare oder ergänzende Informationen zu erhalten, ist ausdrücklich erwünscht – entweder über Dudweiler Blog oder zur E-Mail-Adresse: dudweiler977@dudweiler-geschichtswerkstatt.de



Stuhlsatzenhaus

Dudweiler Relikte Folge 26 - Februar 2019  -  von Helmut Sauer

Bauliches Relikt Stuhlsatzenhaus

Manche Relikte verschwinden, ehe man sich versieht. So etwa der in der Folge 13 der Dudweiler Relikte gezeigte “Kellergeist“ an dem Schaufenster eines früheren Ladenlokals am Marktplatz in Herrensohr, das inzwischen abgerissen worden ist.

 

Bei anderen Relikten ist bereits absehbar, dass sie verschwinden werden – so das bekannte Gasthaus und  Restaurant „Stuhlsatzenhaus“ mit seinem Biergarten unter alten Bäumen zwischen Dudweiler und Scheidt. Es wird nach der bisherigen Planung dem Neubau des an dieser Stelle projektierten Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit weichen, falls sich nicht doch vielleicht ein innovativer Architekt findet, dem es gelingt, jedenfalls den vorderen historischen Teil des alten Gasthauses und evtl. auch den Biergarten oder die hausnahen Teile davon in das projektierte Neubauareal zu integrieren.

 

 

Foto: H. Sauer 2019

 

 

Den Dudweiler Relikten bleibt indes nur, an die über 100-jährige Geschichte des Ausflugslokals zu erinnern. Das noch ältere frühere Torhaus für die Wildzäune des fürstlichen Jagdterrains, auf das die erste Bebauung des Anwesens zurückgeht, datiert bereits aus dem 18. Jahrhundert.

 

Zwar liegt die Waldgaststätte nicht auf dem alten Dudweiler Bann. Aber auch wenn es früher zum Scheidter Bann gehörte, war es – nur ca. 500 m von der Dudweiler Banngrenze entfernt – über Jahrzehnte hinweg regelmäßig Ziel oder Endpunkt gerade auch der Sonntagsspaziergänger (noch bis in die 1960er Jahre waren das oft regelrechte Wanderungen „im Sonntagsstaat“) aus Dudweiler. Zudem ist es in der Folge der Gebiets-und Verwaltungsreform von 1974 im Stadtbezirk Dudweiler gelegen und befassen sich die Historischen Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt mit dem gesamten Saarbrücker Stadtbezirk und damit auch mit der Geschichte des Saarbrücker Stadtteiles Scheidt.

 

So hat Helmut Ballas, langjähriger Mitarbeiter der Dudweiler Geschichtswerkstatt aus Scheidt, u. a. die in das 18. Jahrhundert zurück gehende Geschichte von Stuhlsatzenhaus 1998 in Band 5 der Historischen Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt (S. 61 ff.) unter dem Titel „Die Waldgaststätte Stuhlsatzenhaus einst fürstliches Torhaus in der Scheidter Fröhn“ fundiert und eingehend beschrieben (mit weiteren Nachweisen). Die Anfänge des Gastwirtschaftsbetriebes wird dort für die 1860er Jahre beschrieben, die Erteilung der Konzession für eine Gartenwirtschaft auf den 27.06.1870 datiert und belegt. Seitdem bestand dort über fast 150 Jahre ein nahezu durchgängiger Gaststättenbetreib. Ein kurzer Aufriss der Geschichte von Stuhlsatzenhaus findet sich unter dem Wikipedia-Eintrag „Stuhlsatzenhaus“, der mit dem Satz eingeleitet wird: „Das Stuhlsatzenhaus war eine Traditionsgaststätte im Wald bei Saarbrücken nahe dem Universitätsgelände. Der Name erinnert an den ersten Bewohner Nikolaus Stuhlsatz (1747–1793).“

 

Die folgenden Postkartenfotos aus der Sammlung des Autors sollen das Haus und seine Geschichte illustrieren:

 

 

Dem 1998 von Helmut Ballas zum Abschluss des oben erwähnten Artikels geäußerten Wunsch (S. 75):

 

„Möge das Gasthaus im ehemals fürstlichen Torhaus in der Scheidter Fröhn auch im bald anbrechenden nächsten Jahrhundert noch viele zufriedene Gäste in seinen Mauern empfangen.“

 

war indes angesichts der durchaus begrüßenswerten neuesten Entwicklung nur die kurze Dauer von 20 Jahren beschieden, nachdem das Gasthaus im Jahr 2018 – wohl endgültig –  geschlossen worden ist.

 



diesmal zu Faasenacht

Dudweiler Relikte Folge 26.1  -  Februar 2019  -  von Helmut Sauer

Kindermaskenumzug Dudweiler – Erstmals vor 55 Jahren

Erinnerung an die Initialzündung des Dudweiler Fastnachtsumzuges am Fastnachtssonntag

 

Beim Aufräumen ist beim Autor dieses Dudweiler Faasenachts-Relikt aufgetaucht:

 

Eine Plakette in Form eines rosafarbenen Wappenschildes aus Kunststoff mit einer Nadelspange zum Anheften auf der Rückseite.

 

 

Leider ist sie z. T. im linken Bereich nur noch schwer lesbar. Dort beginnt aber eindeutig das Wort „KINDERMASKENUMZUG“, mit dem halbkreisartig ein Abbild des Dudweiler Rathauses – der Rathausturm bekrönt von einer Narrenkappe – und mit dem waagerecht darunter angebrachten Schriftzug „DUDWEILER KARNEVAL“ – jeweils in Goldton gehalten – nach unten abgeschlossen werden.

 

Diese Plakette hat eine Vorgeschichte.

 

Bis Ende der 1950er Jahre lief auch in Dudweiler ein Rosenmontagszug durch den Ort. Das ist dem Autor selbst noch in Erinnerung und wird durch die nachfolgend wiedergegebene kurze Meldung in der lokalen Monatszeitung „Dudweiler im Spiegel“ (DiS) vom Februar 1960 bestätigt:

 

 

Vgl. DiS, Jhrg. 4, Nr. 30, Februar 1960, S. 10

 

Ungeachtet des ironisch-kritischen Untertones der Meldung war das Unternehmen „Rosenmontagszug“ in Dudweiler damit passé. Die Dudweilerer Narren besuchten also den Rosenmontagszug in Saarbrücken, der damals u. a. noch durch die Bahnhofstraße und über den St. Johanner Markt führte. Ein solcher Besuch hat sich in der Erinnerung des Autors dadurch festgesetzt, dass er mit seinem Vater und anderen Zuschauern, an der Engstelle vor der Einmündung der Bahnhofstraße in den St. Johanner Markt stehend, von einem Reiter des Vorauskommandos der berittenen Polizei regelrecht an die Hauswand gedrängt worden ist – eine unangenehme Erfahrung.

 

Auch in den Jahren 1961 und 1963 fand in Dudweiler kein Umzug statt; 1962 viel die Faasenacht im Saarland wegen des Grubenunglücks auf der Grube Luisenthal am 07.02.1962 ganz aus. Erst 1964 änderte sich die Situation, wie der nachfolgende Textausschnitt aus „Dudweiler im Spiegel“ belegt:

 

 

Vgl. DiS, Jhrg. 7, Nr. 85, 24.01.1964, S. 5

 

Leider ist der nachfolgenden Ausgabe der Monatszeitung kein Bericht über den ersten „Kinderumzug“ unter dem Patronat des Spielmannszuges des Allgemeinen Turnverein Dudweiler (ATVD) zu entnehmen. Fakt ist aber, wie Teilnehmer berichten, dass der Umzug vom Jahnsportplatz aus durch Hofweg und Gartenstraße zum Rathaus und dann weiter zum ehemaligen Evangelischen Gemeindehaus am Neuhauser Weg (dort heute das Alten- und Pflegeheim Elisabeth), dass dem ATVD z. T. als Turnerheim vermietet war, gezogen ist.

 

Damit hat vor jetzt 55 Jahren – und damit einer närrischen Anzahl an Jahren – die Tradtion eines Fassenachtsumzugs in Dudweiler, jetzt am Fastnachtssonntag, wieder Einzug gehalten hat. Initiator war Otto Wunn, der Spielmannszug stand unter Leitung von Hans Thielen (im Turnverein „de Vadda“).

 

Hier ein Foto des Spielmannszuges (aus der Sammlung von Stefanie Lux geb. Brückner – erste Reihe 3. v. links) mit Otto Wunn (ganz links stehend):

 

 

Ebenfalls aus der Sammlung von Steffi Lux (Kopps Haus; Hans Thielen direkt hinter der kleinen Gardistin stehend) stammt obiges Foto, dass den Spielmannszug (vermutlich 1965) in Weißclown-Kostümen, natürlich rot abgesetzt in den Farben des Turnvereins, zeigt. Nach der Erinnerung von Günter Hary (3. von rechts) hatte Otto Wunn die Schminkfarbe besorgt. Die stellte sich als so haltbar heraus, dass er sie danach nur noch mit „Ata“ (dem damals verbreiteten, leicht körnigen Haushalts-Scheuermittel) aus dem Gesicht entfernen konnte.

 

Auch zu der Faasenacht 1965 ist der Umzug unter Federführung des ATVD-Spielmannszuges gelaufen. Ein örtlicher Zeitungsbericht dazu war indes nicht aufzufinden.

 

Die erfolgreiche Initiative veranlasste aber verschiedene örtliche Vereine, am 12.12.1966 im städtischen Sitzungssaal den „Festausschuß Dudweiler Karneval“ zu gründen und einen “Kindermaskenumzug” durchzuführen. Einzelheiten können im nachstehenden Zeitungsausriss nachgelesen werden:

 

 

DiS, Jhrg. 10, Nr. 118, S. 2, 14.12.1966

 

 

Die nächste Sitzung der Dudweiler Narren fand dann im damaligen Gasthaus Raab in der Büchelstraße, das zurückstehende Haus am Spielplatz mit der Wirtshausaufschrift „Zum alten Büchel“, statt. Dort wurde auch die Idee zur Herausgabe einer Plakette geboren, um über deren Verkauf einen Beitrag zur Finanzierung des Umzuges zu generieren. Zu deren Konzeption wollte man die Schulen ansprechen. Die Frage, ob dieses Projekt verwirklicht und eine Plakette zum Verkauf gestanden hat, war bislang nicht zu klären. Daher ist nicht sicher, ob die oben abgebildete Plakette aus dem Fahr 1964 stammt.

Im nachstehenden Artikel aus dem DiS mit den Einzelheiten der Planung dieses ersten Kindermaskenumzuges des neu ins Leben gerufenen Festausschusses werden von den Karnevalsvereinen die „Kulturgemeinschaft Pfaffenkopf“ und die „Grüne Nelke“ ausdrücklich erwähnt. Auch geht daraus hervor, dass erstmals auch ein Kinderprinzenpaar gestellt worden ist, nämlich vom Allgemeinen Turnverein Dudweiler

 

DiS, Jhrg. 11, Nr. 119, Neujahr 1967, S. 6  und DiS, Jhrg. 11, Nr. 120, 16.02.1967, S. 5

 

 

 

 

Im Jahr 1969 titelte DiS auf der Titelseite: „Kindermaskenumzug größer als je zuvor – 25 Festwagen – sechs Kapellen“. Dem Bericht ist die Abbildung einer weiteren Umzugsplakette beigefügt, die für 50 Pfennig verkauft worden ist.

 

 

Einem weiteren Artikel auf dieser Seite der Zeitung ist zu entnehmen, das im Jahr 1969 erstmals der Rathaussturm auf den Freitag vor Fastnacht vorverlegt und damit vom Umzug abgekoppelt worden ist.

 

Der 1964 ursprünglich von dem Spielmannszug eines Sportvereins initiierte “Kinderumzug” bzw. „Kindermaskenumzug“ ging später über in den seitdem in ununterbrochener Folge stattfindenden Dudweiler Fastnachtsumzug. Die 1967 aufgenommene Tradition der Kinderprinzenpaare hat sich bis heute in gleicher Weise erhalten.

 

Die kleine Plakette erinnert, auch wenn sie selbst möglicherweise nicht aus dem Jahr 1964 stammt, an die Wiederaufnahme der Faasenachts-Umzüge in Dudweiler vor 55 Jahren – ein närrisches Jubiläum.

 

 

Abschließend zwei Fotos des Autors vom Umzug 1968:

 



Früherer Treppenaufgang in der Saarbrücker Straße

Dudweiler Relikte Folge 27  -  März 2019 -  von Helmut Sauer

 

Öffentliche Treppen, wie etwa die Kirchentreppe zwischen Saarbrücker Straße und der Katholischen Kirche Maria Himmelfahrt (St. Marien), erschließen tiefer gelegene Ortsteile mit den beanchbarten Höhenlagen. Einige davon sind im Laufe der Jahre aufgegeben worden. So auch die Treppe über die man von der Saarbrücker Straße etwa in Höhe des früheren Getränkemarktes Armbrust – heute Alldrink – auf die südöstlich davon befindliche Geländestufe und die dortigen Felder in der Verlängerung der Albertstraße mit dem Schlafhaus des Albert- bzw. Pascalschachtes gelangen konnte.

Die frühere Treppe wurde spätestens in den 1970er Jahren aufgegeben und war seitdem zugewachsen. Vor kurzer Zeit ist der Bewuchs gerodet worden, sodass die Trasse der früheren Treppe jetzt wieder deutlich zu sehen ist. Die alten Begrenzungsmauern sind zwischen dem zum Gehweg hin eingebrachten Sperrblock mit darüber angebrachtem Lattenzaun erkennbar.

 

Eine Karte aus Anfang der 1950er Jahre belegt, dass dieser bis heute – von Schrebergärten abgesehen – unbebaute Ortsbereich von Dudweiler und seine Felder mit der Albertstraße und über diesen Treppenaufgang und eine weitere fußläufige Verbindung mit dem Mühlenweg zugänglich war.

 

 


Foto: H. Sauer März 2019                                        Quelle: Archiv der Ev. Kirchengemeinde Dudweiler/Herrensohr



Alte Zäune

Dudweiler Relikte Folge 28 - April 2019 - von Helmut Sauer

Zäune sind an sich profane Bauwerke, die dazu dienen, ein Areal von einem anderen abzugrenzen und abzuschirmen. Spätestens seit der Sesshaftigkeit des Menschen sind Zäune im Kulturraum allgegenwärtig. Vom primitiven Holzzaun bis zum modernen Metallzaun aus Edelstahl finden sich im Laufe der Geschichte vielfältige Zaunformen. Weit verbreitet ist – nach wie vor – der Maschendrahtzaun, der heutzutage aber zunehmend vom Gittermattenzaun oder Doppelstabgitterzaun abgelöst wird. Tore in den Zäunen nehmen oft das Design des umgebenden Zaunes auf.

 

In einer Zeit, in der Zäune in aller Welt wieder besonders aktuell sind – so z. B. die Wildschweinabwehrzäune Dänemarks an der deutschen Grenze und Luxemburgs an der belgischen Grenze zur Abwehr der Schweinepest – sollen hier einige in Dudweiler zu findende Zäune oder deren Reste aus vergangenen Tagen in den Blick genommen werden.

 

Eines der ältesten Zaunrelikte, das mit dem Wasserwerk unter Denkmalschutz stehen dürfte, begrenzt das Gelände um das Dudweiler Wasserwerk in der Saarbrücker Straße. Der noch vorhandene Rest des ursprünglichen Zaunes um das Wasserwerk mit seinen aufwändig gestalteten Eisenpfosten lässt sich an Hand des Ausschnitts des historischen Fotos (Vgl. Ruppersberg, Geschichte der Gemeinde Dudweiler, 1923, S. 92) des 1897 erbauten Wasserwerks erkennen.

 

 

Im Bereich des dortigen Verbindungsweges zum Dudoplatz ist eine Ansammlung weiterer, unterschiedlich alter Zauntypen – vom allgegenwärtigen Maschendrahtzaun bis hin zur Stahlrohrkonstruktion mit Schmuckelementen und zum modernen Gittermattenzaun bzw. Doppelstabgitterzaun – zu erkennen:

 

 

Typisch für die nun vergangene Zeit des Steinkohlebergbaues sind die auch heute z. T. noch vorhandenen, aus Eisenstäben zusammengesetzten Zäune, die die Bergwerksanlagen – aber auch viele Privatgrundstücke – eingehegt haben. So etwa die Zaunreste im Bereich des früheren Gegenortschachtes und der dort vorbeiführenden Dudweiler Schleife des Karl-May-Weges, wie sie auf den folgenden Fotos zu sehen sind:

 

 

Andere alte Zäune treten regelrecht martialisch auf und sollen, bereits auf den ersten Blick ersichtlich, Eindringlinge konsequent abschrecken und jeden Versuch des Eindringens abwehren. Dazu dient dann der Übersteigschutz aus Draht oder sogar Stacheldraht. Hier ein Beispiel mit Betonpfosten in der Sulzbachtalstraße und am Rehbachpfad um die frühere Niederlassung der Gastronomiemöbelfirma Tenhaeff, eine wohl aus den 1950er Jahren herrührende Zaunkonstruktion, wie sie auch am Tennisanlagengelände des ASC Dudweiler an der Straße Zum Gegenortschacht zu sehen ist, sowie der auf die alte Friedhofsmauer von 1867 um das Gelände am Oberlinhaus in der Klosterstraße gesetzte Eisenzaun mit seinen Spitzen und den Resten eines Übersteigschutzes.

 

 

 

Zu den historischen Zaunanlagen, die mit dem von ihnen eingehegten Gebäude unter Denkmalschutz stehen, gehören auch der Gitterzaun mit Anklängen an den Jugendstil um die 1912 fertiggestellte Mozartschule und der aus den 1920er Jahren herrührende Zaun um das Pascalschacht-Gelände (Albertschacht) in der Albertstraße.

 

 

Auf dem mittleren Foto ist auf dem steinernen Zaunträger auch der Rest eines Betonträgers für ein Hydrantenschild erkennbar – vgl. den Dudweiler Blog – Gastbeitrag: “Dudweiler Relikte” Folge 2 – März 2018 – Betonträger von Hydrantenschildern ).

Ein Zaun-Relikt aus jüngerer Zeit stellt der verbliebene Ballfangzaun auf dem zum ehemaligen Dudweiler Gymnasium in den Bruchwiesen gehörenden Sportgelände zwischen Beethovenstraße und Beim Ellernsteg dar.

Manche Einzäunungen lassen auch eine gewisse Originalität erkennen, wie die aus modernen Stahlrohrelementen erbaute Zaun- und Toranlage am alten Schlachthof (Bauhof) mit ihrer am Tor über dem historischen Wegepflaster des früheren Schlachthofes auffallenden, interessanten Ergänzung aus recycleten Straßenschildern – Kunst am Bau oder Haushaltsnotstand ?

 

 

 

 

Literatur:

 

Ruppersberg, Geschichte der Gemeinde Dudweiler, 1923

 

Jakobs/Sauer/Wahl, Straßenlexikon Dudweiler – Herrensohr – Jägersfreude, Hrsg. DGW, 2017

 

Sauer, Dudweiler Denkmäler – Teil 1 – Denkmal Wasserwerk, in Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 12, 2012, S. 67 ff.

 

Zimmer, Die Grube Jägersfreude und ihre Wetterschächte auf Dudweiler Bann, in Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 10, 2008, S. 25 ff.

 

Zimmer, Von der Teufelsbrück zum Brennenden Berg, in Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 9, 2006, S. 40 ff.

 

Arend/Künzer, Von den Beerdigungsbräuchen und den Dudweiler Friedhöfen, in Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 6, 2000, S. 86 ff.

 

Alle Farbfotos: Autor, 2018/2019

 



Fußabstreicher

Dudweiler Relikte Folge 29 - April 2019 - von Helmut Sauer

Fußabstreifer – auch Fußkratzer genannt – waren zu den Zeiten, als die Dudweiler Straßen überwiegend weder gepflastert noch asphaltiert gewesen sind, allgegenwärtige Eisen an den Eingängen und Eingangstreppen der Häuser angebracht, um den Dreck der grob befestigten Straßen ohne Bürgersteige möglichst draußen zu halten. Eine solche Straße ist uns mit der Kleinen Kirchenstraße, der ersichtlich letzten Privatstraße in Dudweiler, erhalten geblieben. Hier ein Foto des Straßenbelags dieser Straße, der den Eindruck von “damals” verdeutlichen kann, und ein historisches Foto des Zustandes der Scheidter Straße vor dem Zeitpunkt des Ausbaues der Straße (vor 1900; Slg. DGW).

 

 

An einigen Gebäuden in Dudweiler haben sich auch Fußabstreicher bis heute erhalten. Standardmodell war der Gitterrost. Aber auch ein einfaches, aus der Wand herausragendes Eisen mit einem Querträger zur Stütze, oft auch mit einer kurzen Spitze am Ende, wurde häufig verwendet. Hier einige Fotos (des Autors aus 2018):

 

 

Die beiden Fotos unten zeigen die Fußabstreicher an der Kirche Maria Himmelfahrt und der Christuskirche, bei der die Eisen rechts und links neben der Treppe in eine Nische der Laibung angebracht waren (vgl. Foto links).

 

 

Fotos: Autor, 2018

 

Es wäre interessant zu erfahren, ob es für die hier beschriebenen Objekte andere Namen, auch mundartliche, in Dudweiler gegeben hat.

 

Hierzu sachkundige Kommentare oder ergänzende Informationen zu erhalten, ist ausdrücklich erwünscht – entweder über Dudweiler Blog oder zur E-Mail-Adresse: dudweiler977@dudweiler-geschichtswerkstatt.de

 



Torso einer Ruhebank

Dudweiler Relikte Folge 30 - April 2019 - von Helmut Sauer

Die Bruchwiesenstraße endet in Richtung Geisenkopf an dem Verbindungsweg zur Beethovenstraße, der südlich am LPM bzw. früheren Dudweiler Gymnasium entlangführt. In früheren Zeiten überquerte ein einfacher Steg den bis etwa zu den 1960er Jahren dort noch offen verlaufenden Bruchbach. In der Senke am südöstlichen Ende der Bruchwiesenstraße, dort wo sich heute die Einfahrt zum Parkplatz des LPM befindet, steht die stattliche Trauerweide (Salix x sepulcralis)., die auf folgendem Foto zu sehen ist.

 

 

An diesem alten feuchten Wiesengrund standen lange Zeit drei solcher Weidenbäume mit knorrigem Stamm und in ihrem Schatten befand sich nach der Erinnerung des Autors ein nach heutigen Vorstellungen eher einfach ausgestatteter Kinderspielplatz mit einer Kippschaukel, einem kleinen Klettergerüst aus bunt angestrichenem Stahlrohr und einer dreistufigen Reckstangenkombination aus ebensolchen Stahlrohren sowie einer Ruhebank „für Mütter und Großeltern“ in der Nähe des Sandkastens.

 

Davon ist heute alleine noch einer der Bäume verblieben und an den Spielplatze erinnert nur noch der Torso der früheren Ruhebank sowie der rechts daneben sichtbare Metallpfosten, an dem einmal ein Abfallkorb befestigt war. Alles andere ist verschwunden und die Natur hat den Bereich wieder in Besitz genommen.

 

 

 

Auch wenn an dieser Stelle ein Kinderspielplatz möglicherweise nicht mehr zwingend als Erfordernis der öffentlichen Daseinsfürsorge einzuschätzen sein sollte, bleibt zu hoffen, dass der stattliche, die dortige Stadtlandschaft prägende Baum erhalten bleibt.