Gerhard Wahl
80 Jahre katholische Pfarrkirche „St. Hubertus,“ Jägersfreude
Der steinige Weg zur eigenen Kirche
Die Katholiken von Jägersfreude mußten einen weiten und beschwerlichen Weg gehen, ehe ihnen am 5. Oktober 1928 ein eigenes Gotteshaus vergönnt war.
Begonnen hat die Jägersfreuder Kirchengeschichte der Katholiken mit dem Zuzug französischer, wallonischer, luxemburgischer und Tiroler Wanderarbeiter zur neu errichteten Eisenschmelze an der Sulzbach im Jahre 1718.
Das Gebiet des heutigen Jägersfreude gehörte in dieser Zeit zur Grafschaft Nassau — Saarbrücken. In Anlehnung an die Glaubenszugehörigkeit des Grafen Karl Ludwig waren alle Einwohner der Grafschaft zur Ausübung der evangelisch — lutherischen Religion verpflichtet.
Viele Wanderarbeiter und ihre Angehörigen waren katholischen Glaubens, wurden im Volksmund oftmals „Papisten“ genannt.
Auch dieser Personenkreis bedurfte der kirchlichen Obhut, sei es zur Ausübung der religiösen Überzeugung, bei Heirat, Taufen oder im Falle des Todes.
Diese seelsorgerischen Obliegenheiten wurden von der einzigen katholischen Pfarrei in unserer Gegend, die sich in St. Johann befand, und ihrem Pfarrer Norbert Becker erledigt.
Im September des Jahres 1858 wurde Dudweiler vom Status der Filiale der Pfarrei St. Johann zur provisorischen Pfarrvikarie erhoben.
Der Kaplan Jakob Schneider wurde mit der Verwaltung der neuen Vikarie betraut. Da noch keine Kirche gebaut war, wurde der Gottesdienst für die Gläubigen aus Dudweiler, Sulzbach, Neuweiler und Jägersfreude (Einwohner rechts des Sulzbaches) im Menagesaal des bergamtlichen Schlafhauses an der Fischbachstraße gehalten.
Die Einwohner links des Sulzbaches verblieben weiterhin bei der Pfarrei St. Johann unter der Leitung des Pfarrers Peter Josef Printz.
Wegen der starken Zunahme der Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde im Dezember 1901 in Herrensohr eine neu erbaute Notkirche eingeweiht.
Definitor Dr. Keil von St. Johann in Saarbrücken nahm die feierliche Einsegnung der Notkirche vor, die Festansprache hielt Pfarrer Bernhard Baptist Porten von der Mutterpfarrei in Dudweiler.
Jetzt hatten auch die Pfarrangehörigen aus Jägersfreude — Dudweiler einen weniger weiten Weg zum Gotteshaus.
Im März 1902 wird Herrensohr zur Pfarrvikarie erhoben und im April trat Vikar Karl Diedrich sein Amt an.
In Jägersfreude rechts vom Sulzbach gab es damals 891 Katholiken.
Die Jägersfreuder Katholiken der St. Johanner Seite wurden von Pfarrer Leonhard Keil betreut.
Der Kirchenvorstand der Pfarrei St. Johann unter der Leitung seines Vorsitzenden Dechant Dr. Keil erkannte im November 1905 die Notwendigkeit der Einrichtung eines eigenen Gottesdienstes in Jägersfreude. Die Errichtung einer Notkirche wurde „ins Auge gefaßt“. „Als jährliche Beihülfe überweist die Pfarrgemeinde zur Ausführung der neuen Einrichtung einen jährlichen Betrag von 500 Mark…“.
Im April des Jahres 1906 erklärt sich das Bischöfliche Generalvikariat mit dem Vorschlag der Pfarrei St. Johann einverstanden, ein geeignetes Grundstück in Jägersfreude zu pachten und einen Betsaal zu erbauen.
Im Oktober 1908 wird Herrensohr Kapellengemeinde und im Februar 1912 selbständige Pfarrei unter der Leitung von Pfarrer Karl Diedrich.
Damit gehörten die Jägersfreuder Katholiken rechts des Sulzbaches nun zur neuen Pfarrei Herrensohr, die linke Seite verblieb bei St. Johann unter der Leitung des Nachfolgers von Dr. Keil, Aloys Echelmeyer.
Der Stadtrat von Saarbrücken genehmigte im Dezember 1911 den Verkauf eines Waldgrundstückes von 45 ar in Jägersfreude zum Preis von 2 Mark je qm an die katholische Kirchengemeinde St. Johann. Auf diesem Gelände sollte eine Notkirche errichtet werden. Es dauerte jedoch bis zum August des Jahres 1914, ehe der Kaufvertrag unterschrieben wurde. Der Preis für das für das Grundstück belief sich auf 9770 Mark. Durch den einsetzenden ersten Weltkrieg kam der Bau der Notkirche jedoch nicht zustande.
Im Herbst 1919 sollte in Jägersfreude eine Kirchenmission abgehalten werden. Heinrich Johann, Eigentümer der Gaststätte mit Saal in der Hammerstraße 9 wurde gebeten, dazu den Saal zur Verfügung zu stellen. Dieser willigte ein und der Saal wurde umdekoriert zu einer Notkirche. Die Mission wurde dann abgehalten von Samstag, den 23. Oktober bis Montag, den 1. November. Herr Johann war so beeindruckt, daß er über den Lehrer Johann Windolph der Kirchengemeine St. Johann das gesamte Anwesen zum Kauf anbot.
Wegen des starken Anwachsens der Bevölkerung in Jägersfreude erwarb die Pfarrei St. Johann im Dezember 1919 die Gebäude Nr.7 und 9 in der Hammerstraße von Heinrich Johann.
Betreut wurden die Jägersfreuder Katholiken von Kaplan Nikolaus Reiter von der Mutterpfarrei St. Johann.
Im März 1920 wird Nikolaus Reiter zum Pfarrvikar ernannt und am 24. April Jägersfreude zur Pfarrvikarie erhoben.
Wegen der doch großen Entfernung von St. Johann nach Jägersfreude bezog Vikar Reiter ab Juni 1920 eine Wohnung in der Bismarckstraße [Schulstraße]. Ab Februar 1921 wohnte er dann im neuen Vereinshaus in der Hammerstraße 9.
Mit der Ernennung zur Pfarrvikarie war in Jägersfreude eine bizarre Situation entstanden.
Die Vikarie mit ihrer Notkirche sollte allen Jägersfreuder katholischen Gläubigen eine Heimstatt bieten und ihre seelsorgerische Betreuung in eine Hand legen. Der neue Vikar Nikolaus Reiter mußte jedoch gleich drei Herren gerecht werden. Pfarrer in Herrensohr und somit auch der Jägersfreuder Katholiken der rechten Sulzbachseite war in dieser Zeit Josef Seihs.Pfarrer in St. Johann und damit der Gläubigen links des Sulzbaches war Aloys Echelmeyer von St. Johann.Dazu kam ein geringer Anteil Katholischer Christen im Bereich der heutigen Sulzbachtalstraße und der Fröhn, welche noch immer zur Pfarrei Dudweiler mit ihrem Pfarrer Albert Paulus und seinem Nachfolger, Pfarrer Josef Rausch gehörten.
Um diesem Umstand ein Ende zu bereiten, wurden im Sommer 1924 die Jägersfreuder Teile der Pfarreien Herrensohr und Dudweiler in die Pfarrei St. Johann umgepfarrt.
Am 1.Oktober 1925 wird die Pfarrvikarie Jägersfreude zur Kapellengemeinde erhoben Die Errichtungsurkunde wird von Bischof Franz Rudolph Bornewasser unterschrieben.
Nun beginnt die große Zeit des Kirchbaues und des Nikolaus Reiter.
In seinen handschriftlichen Aufzeichnungen im Lagerbuch der Pfarrei „St. Hubertus“ aus dem Jahr 1933 schreibt Pfarrer Nikolaus Reiter:
„Nachdem in den Jahren 1923, 24, 25 die französische Grubenverwaltung eine große Anzahl weiterer Grubenwohnungen errichtete, so die ganze Sello- Achenbach- Brefeld- sowie die eine Seite der Hauptstraße, ferner die Grubenhäuser in der St. Johannerstraße, Bismarckstraße von N: 99 an Friedhofstraße war die Seelenzahl der Pfarrei (damals noch Kapellengemeinde) von etwa 1800 auf 2800 emporgeschnellt. Der Gedanke an einen Bau der Kirche wurde ausgesprochen, zumal da ja infolge der Inflation die Bauschuld des Anwesens Johann getilgt erschien, ferner weil die wirtschaftliche Lage eine sehr günstige war. Wie diese gute wirtschaftliche Lage von 48 Kirchengemeinden im Saargebiete ausgenützt wurde zum Neubau von Kirchen, so auch also in Jägersfreude. Am 24. 8. 1924 wurde der in der Inflation eingeschlafene Kirchenbauverein wieder ins Leben zurückgerufen, die monatlichen Sammlungen dafür waren nicht groß, erreichten 7-800,- fr, die Begeisterung für den Bau einer Kirche hatte nur eine kleine Anzahl erfaßt, die übrigen schimpften über den Bau der Kirche, u. glaubten nicht an dessen Gelingen.“
Im November 1925 stellt Vikar Reiter bei der Regierungskommission des Saargebietes den Antrag, eine Haussammlung zu Gunsten der Erbauung einer neuen Kirche durchführen zu dürfen und im Dezember des gleichen Jahres beantragt er beim Bischöflichen Generalvikariat die Durchführung einer Kirchenkollekte zum Neubau der Pfarrkirche.
Im Januar 1926 erteilt die Regierungskommission des Saargebietes die Genehmigung, zu Gunsten der Erbauung einer Kirche bei den katholischen Bewohnern des preussischen Teiles des Saargebietes eine Haussammlung in der Zeit vom 1. April 1926 bis 1. November 1926 abzuhalten(….).
In der Sitzung des Kirchen-Vorstandes der Vikarie Jägersfreude am 11. Oktober 1926 wird unter Punkt 4 folgendes beschlossen:
„Der Vorstand hat sich durch Abstimmung einstimmig für den vorhandenen Bauplatz der Stadtseite entschieden(…). Gleichzeitig soll die Öffentlichkeit darüber aufgeklärt werden. Ferner beschließt der Kirchenvorstand einstimmig, daß die Vorbereitungen zum Kirchenneubau so schnell wie möglich getroffen werden sollen. Eine Anleihe von 35.000.- Goldmark soll aufgenommen werden(…).“
Anwesend bei der Kirchenvorstandssitzung waren neben dem Vorsitzenden Vikar Nikolaus Reiter die Mitglieder Johann Windolph, Schulleiter, Weiherstr.8; Fritz Schulz, Schneidermeister, Hammerstr. 8; Karl Prinz, Bergmann, Bismarckstr. 100; Karl Streit, Zechenweg 6 und Albert Huber, Steiger, Bismarckstr. 24.
Mit der Ausführung der Planungen zum Neubau der Kirche wird der Architekt Anton Falkowski aus der Architekturkanzlei des Professors und Dombaumeisters Ludwig Becker zu Mainz beauftragt. Es war dies eine sehr renommierte Kanzlei, die schon einige Kirchenneubauten im Saargebiet geplant und baulich begleitet hatte.
In einem Voranschlag für den Kirchbau von Anfang Dezember 1926 werden die Kosten auf 1.000.000 Frs. oder 130.000 M. beziffert. Vorhanden sind 20.000 M., zugesagt durch Kollekten und die Regierungskommission weitere 10.000 M. Für Verzinsung und Amortisation werden 75.000 Frs angegeben mit einer Reserve von weiteren 36.000 Frs durch Erhöhung der Kirchensteuern und Einsparung des Kaplangehaltes. Die Kirche soll jedoch nur bezugsfertig hergestellt werden, wofür eine Summe von 80.000 M. ausreichen würde.
Ende Dezember 1926 sendet das Bischöfliche Generalvikariat die genehmigten Baupläne der Kirche mit dem Prüfbericht des Trierer Dombaumeisters an Vikar Reiter, wobei der Dombaumeister Bedenken wegen der Größe der geplanten Kirche anmeldet.
Am 28. Dezember 1926 schreibt der Bischof von Trier an die Regierungskommission des Saarlandes, Amt für Kultus und Schulwesen:
„Die Verehrliche Regierungskommission ersuche ich ergebenst, sich (…) mit der Erhebung der Kapellengemeinde Saarbrücken — Jägersfreude zur Pfarrei einverstanden erklären zu wollen. Diese Kapellengemeinde ist mit 2700 Seelen z.Zt. die größte im Saargebiete. Sie muß zwar noch an Stelle der unzulänglichen Notkirche ein geräumiges Gotteshaus sowie ein Pfarrhaus bauen, doch scheint sie bei der Opferwilligkeit der Pfarrkinder hierzu imstande zu sein.“
Die neue Pfarrkirche in Jägersfreude ist in der Planung. Von dem Gedanken, die Kirche in Backsteinbauweise zu errichten, ist man aus Kostengründen abgekommen.Man entschließt sich, die Kirche in Betonbauweise zu bauen.
Der Musterschutz- und Patentinhaber, Architekt Wilhelm Buchholz aus Trier, überläßt der Kath. Kirchengemeinde Jägersfreude sein Patent Warm — Beton — Verfahren gegen eine Lizenzgebühr von 2.500 Reichsmark. Die zu dem Kirchenbau notwendige Patentschalung wird in einer solchen Menge geliefert, daß damit die Hälfte des Bauwerks in Angriff genommen und maschinell gearbeitet werden kann.
Endlich dann, am 6. Februar 1927, erfolgte der erste Spatenstich zum Bau der neuen Kirche.
Pfarrer Reiter bemerkt dazu in seinen Aufzeichnungen im Lagerbuch der kath. Kirchengemeinde aus dem Jahre 1933:
„Nicht viele Männer, mehr Frauen u. Mädchen, am meisten Kinder bildeten die Prozession zum Bauplatze. Volksvereinssekretär Elgas hielt die Predigt, der Platz wurde eingesegnet, der 1. Spatenstich durch den Pfarrer getan, eine Sammlung gehalten u. abends im Vereinshaus noch eine kleine Feier veranstaltet.“
Jetzt beginnt für Vikar Reiter der lange Weg durch die Instanzen zur Beschaffung von Geldern für den Kirchbau.
Wie oben bereits erwähnt, wurde eine Haussammlung im preußischen Teil des Saargebietes durchgeführt. Deren Ertrag schmolz aber durch die einsetzende Inflation infolge der beginnenden Weltwirtschaftskrise dahin wie Schnee in der Sonne. Aus diesem Grund beschloß der Kirchenvorstand in seiner Sitzung am 11. Februar 1927, eine Anleihe in Höhe von 100.000 Mark aufzunehmen. Außerdem bittet Vikar Reiter die Regierungskommission des Saarlandes um einen größeren Zuschuß zum Bau der Kirche.
Er verweist auf 2700 Seelen in der Gemeinde und Kosten für den Neubau von 100.000 M oder 6-7.000.000 Frs. Vorhanden seien 20.000 M und eine Diözesankollekte sei bewilligt. Der Kirchensteuerertrag wäre etwa 23.000 Frs und würde für die laufenden Ausgaben incl. des Gehaltes für den Kaplan benötigt. Einziges Vermögen seien die Notkirche, die jedoch mit einer Hypothek von 70.000 M belastet sei, und der Bauplatz der neuen Kirche. Im Jahre 1926 sei eine Saargebietsweite Kollekte durchgeführt worden mit einem Ertrag von 60.000 Frs. Dieser Betrag sei durch die Wertberichtigung infolge der Inflation jedoch auf 36.000 Frs. gesunken.
Im Sommer 1927 erneuert Reiter seinen Antrag auf Zuschuß und bemerkt dazu, Jägersfreude sei die größte Pfarrei im Saargebiet ohne eigene Kirche. Eine Erhöhung der Kirchensteuer sei nicht möglich wegen religionsfeindlicher Strömungen unter den Arbeitern.
Er stellt einen Antrag auf Erstattung der Inflationsbedingten Verluste der Kollekte von 1926 und verweist auf die Sparsamkeit der Gemeinde (kein Organist oder Küster). Die Kirche sei jetzt fast fertig gebaut und es hätten sich Schulden von fast 90.000 M angehäuft
Im Dezember 1927 ist die Anleihe von 100.000 Mark immer noch nicht genehmigt. Reiter fährt jetzt schweres Geschütz auf und wendet sich direkt an Ministerialdirektor Notton von der Regierungskommission mit der Bitte, —„sich doch der Sache anzunehmen“. [Während der Völkerbundszeit war Matthias Notton Direktor im Ministerium für Kultus und Unterricht der Saarregierung.]
Endlich, am 24. Januar 1928, genehmigt die Regierungskommission die Anleihe von 100.000 M für den Neubau der Kirche, unterschrieben von Professor Dr. Notton. Die Aufnahme der Anleihe war am 11. Februar 1927 vom Kirchenvorstand beschlossen worden. Durch die lange Verzögerung und die mittlerweile begonnene Finanzkrise kommt es jetzt zu Schwierigkeiten in den Verhandlungen mit den Banken (unter anderem mit einem Geldinstitut in Holland) zwecks Aufnahme der Anleihe.
Es würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, all die Irrungen und Wirrungen bei der Beschaffung der benötigten Gelder aufzuzählen. Die Kirche war schon lange fertiggestellt, da lagen immer noch keine Genehmigungen oder Zusagen zur Kostenbeteiligung von Amts wegen vor.
In dieser Zeit der großen finanziellen Sorgen wurde dennoch unermüdlich weitergebaut und auch in Sachen der Erhebung zur eigenen Pfarrei tat sich einiges.
Bereits im Dezember 1926 hatte Bischof Bornewasser die Erhebung der Kappellengemeinde zur Pfarrei bei der Regierungskommission beantragt.
Im Juni 1927 erklärt die Regierungskommission dem Bischof ihr Einverständnis zur Erhebung der Kapellengemeinde zur Pfarrei.
Am 5. Juli 1927 unterzeichnet der Bischof von Trier, Franz Rudoph Bornewasser, die Errichtungsurkunde der Pfarrei St. Hubertus.
„1) Die Kapellengemeinde Jägersfreude scheidet aus dem Verbande der Pfarrei St. Johann in Saarbrücken aus und wird zu einer selbständigen Pfarrei erhoben. (…)“
„6) Diese Urkunde tritt am 1. August 1927 in Kraft.“
Am 1. August 1927 wurde die Pfarrei „St. Hubertus“ in den Stand der selbständigen Pfarrei erhoben.
Am 25. August wurde der Vikar Nikolaus Reiter zum Pfarrer in Jägersfreude ernannt und am 29. August kanonisch in seiner neuen Pfarrei eingeführt.
Der Kirchbau ging unterdessen weiter.
Niemand wäre besser geeignet, über diese Zeit Auskunft zu geben, als der damalige Pfarrer und Bauherr.
Nikolaus Reiter schreibt in seinen Erinnerungen an die Zeit nach dem Spatenstich im Lagerbuch der Pfarrei:
„Dann begannen die Erdarbeiten, die Einebnung des Platzes. Etwa 2000 cbm. Boden mußten bewegt werden. Etwa 60 Männer und Jünglinge beteiligten sich an den Arbeiten, der Eifer ließ im Laufe der Monate nach, schließlich beantragten Vertreter der christlichen Gewerkschaft, man möge ihnen 2.- fr. pro Stunde zahlen. Ebenso mußte die Ausschachtung des Turmfundamentes und des Kellers der Heizung bezahlt werden. Nachdem die Fundamente ausgeschachtet waren, begannen zum 1. Juli etwa die Maurer- und Betonarbeiten, ausgeführt von der Firma Sefrin & Stablo, Völklingen. Im Februar 1928 waren diese Arbeiten vollendet, die Zimmerarbeiten wurden ausgeführt von der Firma Mosbach, Dudweiler ca. 70000,- fr. (Maurerarbeiten ca 450000,- (mit Pfarrhaus), Dachdeckerarbeiten von Marx Dudweiler, Verputzarbeiten von Schmitt, Dudweiler, Plattenbelag von Köhl - Rosch, Saarbrücken (die Platten wurden von der Kirchengemeinde in Mettlach selbst gekauft) Schreinerarbeiten - Fußboden von Buchmann, Herrensohr, Türen u. Bänke von Kleincher-Söhne, Saarbrücken, Altarunterbau u. Kanzel von Biegel - Völklingen, Kirchenfenster von Ost, Strahsburg, Schlosserarbeiten von Eichhacker, Dudweiler u. Wehlen, Saarbrücken.“
Die Feier der Grundsteinlegung fand statt am 31. Juli 1927.
In einem Aktenvermerk, nachzulesen im Landesarchiv des Saarlandes in Scheidt, ist zu lesen:
„An diesem Sonntag, nachmittags um 3 Uhr, findet die Grundsteinlegung zum Neubau der katholischen Kirche in Jägersfreude statt. Anschließend ist eine Festversammlung im Wald am Kirchbauplatz geplant, die bei schlechter Witterung im Saale Prinz stattfinden soll.“
Andenken an die Grundsteinlegung der St. Hubertus Kirche in Saarbrücken — Jägersfreude am 31. Juli 1927.
Foto: Kath. Kirchengemeinde
Dann endlich war das große Werk getan.
Am Sonntag, den 29. Juli 1928 wurde die neue Kirche durch den Prälaten Aloys Echelmeyer benediziert.
In der Saarbrücker Landeszeitung ist zu lesen:
„In Jägersfreude fand letzten Sonntag die feierliche Einsegnung der neuen Pfarrkirche statt. Die Kirche ist nach dem Buchholzschen Warmbetonverfahren gebaut, einem Verfahren, das sich bereits recht gut bewährt hat u. wegen seiner erheblichen größeren Billigkeit besonders bei Kirchbauten immer mehr Verwendung finden wird. In Anpassung an die durch dieses Verfahren geforderten Bedingungen hat der Architekt Falkowski dem Bau moderne Barockform gegeben. Der Innenraum stellt eine einheitliche, helle u. überraschend weite Halle dar. Die Säulen sind nach der Seite gerückt u. schaffen nur den Umgang in der Kirche. Die Spannweite beträgt von Säule zu Säule 17 m, die Gesamtlänge der Kirche beträgt 50 m, ihre Breite 20 m, der Raum faßt rund 1000 Menschen. Feierlich wirkt das von zwei vorgeschobenen Säulen flankierte Chor, das um 11 Stufen über das Schiff gehoben ist u. so den ganzen Innenraum beherrscht. Der feierliche Eindruck des Chores wird noch gehoben, durch eine Säulenreihe, die den Altar umgibt. Hr. Stadtdechand Msgr. Echelmeyer nahm die Zeremonien der kirchlichen Weihe vor. Das erste hl. Meßopfer zelebrierte Hr. Ortspfarrer Reiter, dem der Kirchenchor durch Vortragen einer mehrstimmigen Messe den festlichen Rahmen gab. Die Festpredigt hielt der Pfarrer von St. Michael, Hr Dr. Traurich.“
Der 5. Oktober 1928 war der große Tag der Jägersfreuder Katholiken. Der lang ersehnte Bau der eigenen Kirche war vollendet und die Gläubigen hatten endlich, nach über 210 Jahren, ein eigenes würdiges Gotteshaus zur Verfügung.
In einer feierlichen Zeremonie wurde die Kirche „St. Hubert“ von dem Trierer Weihbischof Antonius Mönch konsekriert.
In der Saarbrücker Zeitung wurde folgendes über die Feierlichkeiten geschrieben:
„ Nachdem im Laufe des Jahres die neue Pfarrkirche auf freundlicher Anhöhe entstanden u. Ende Juli für den vorläufigen Gebrauch des Gottesdienstes eingesegnet worden war, wurde sie zur größten Freude der Pfarrangehörigen am Freitag, den 5. Okt. von Hochwürdigsten Hr. Weihbischof feierlich konsekriert. Kurz nach 7 Uhr traf der Hochwürdigste Hr. mit Msgr. Echelmeyer vor der neuen Kirche ein. Die sehr erhebenden Feierlichkeiten begannen mit dem dreimaligen Umzuge des Bischofs u. der Geistlichkeit um die neue Kirche u. dem Einsegnen der äußeren Mauern unter Gebeten u. Gesängen. Dann zog der Bischof mit dem Klerus in die Kirche ein, wo dann die Zeremonie des Aschenkreuzes u. die Einsegnung von Altar u. Wänden folgte, während die sehr zahlreich erschienenen Gläubigen vor dem Tore der Kirche harrten u. beteten, bis die feierliche Übertragung der hl. Reliquien stattfand. Für die neue Kirche waren Reliquien trierischer Märtyrer aus der Christenverfolgung im 3. Jhrhd. bestimmt worden. In Prozession des Bischofs, der Geistlichkeit u. des Volkes wurden diese hl. Gebeine um das neue Gotteshaus herumgetragen, unter dem ständigen Flehen des Bischofs: Kyrie eleison! In der Kirche wurden dann die hl. Reliquien in den Altar eingemauert, dann der Altar 5x gesalbt, nach jeder Salbung schritt der Bischof räuchernd um den Altar, schließlich wurden noch die Wände an 12 Stellen, den sog. Apostelkreuzen gesalbt. Zum Zeichen, daß der gesalbte Altar nun wirklich eine Opferstätte geworden sei, brannten 5 Opferflammen auf dem Altar. Der Hochwürdigste Hr. war assistiert bei den Zeremonien durch den Pfr. des Ortes, Pfr. Reiter u. Pfr. Schorr aus Louisenthal, die Gesänge wurden vorgetragen von Pf. Hell, Rußhütte u. Kaplan Schlichter, St. Johann. Nach Beendigung der Konsekration erfolgte das feierliche Hochamt, zelebriert von Gefängnispfarrer Schmitt unter Assistenz des Hr. Kaplans Schlichter und Scholtes - Jägersfreude. Der Kirchenchor trug die Messe St. Sigismundi von Griesbach vor. Der Hochwürdigste Hr. hielt am Schlusse der hl. Messe die Ansprache, in welcher er hervorhob, vor 5 Jahren hebe er bei der damaligen Visitation die Gemeinde zum Bau ermuntert u. heute sei zu seiner größten Freude der Bau schon vollendet. Er lobte den prachtvollen Bau u. sprach sich überaus anerkennend über die Leistungen der Gemeinde aus. Er dankte besonders denjenigen, die zum Gelingen des schönen Werkes so eifrig u. opferwillig mitgewirkt hätten u. bat dann in Zukunft nicht zu erlahmen in der Opferwilligkeit, Treue u. Liebe zur neuen schönen Pfarrkirche, damit werde für alle zur Pforte des Himmels. Das Te Deum u. der Bischöfliche Segen schloß die bedeutungsvolle Feier. In großer Zahl waren die Gläubigen, besonders die Männer trotz des Arbeitstages erschienen, so daß die große Kirche bis zum letzten Platz gefüllt war. Mit größter Aufmerksamkeit folgten die Anwesenden den hl. Zeremonien, es waren Weihestunden für die ganze Gemeinde.“
Heute nun, im Oktober 2008, wird die Katholische Pfarrkirche „St. Hubertus“ 80 Jahre alt. 80 Jahre, in denen sich sehr viel ereignet und verändert hat.
Dieser Tag soll würdig gefeiert werden.
Er bietet aber auch die Gelegenheit, nicht nur über Vergangenes zu reden und zu lesen; es gilt auch, die Leistungen der damaligen Gläubigen, des Kirchenvorstandes und des Pfarrers Nikolaus Reiter anzuerkennen.
Ob eine solche Leistung und ein solches Engagement heute noch möglich wären, darf bezweifelt werden.
Dennoch ist der Pfarrei „St. Hubertus“ und ihrer Kirche ein herzlicher Glückwunsch zu ihrem Geburtstag auszusprechen und daß sie noch viele Jahre ihren Dienst im Glauben und an den Gläubigen verrichten kann.